Wie so vieles, wurde auch diese kleine, persönliche Geschichte mündlich weitergegeben. Es ist die Erinnerung von Paula, einer Goisererin, die vor vielen Jahrzehnten als junge Frau ein Liebstattherz geschenkt bekam…
Es war um 1920 zum 4. Fastensonntag. In der Kirchengasse in Bad Goisern verkauften die „Standln“ Lebkuchenherzen. Dieser Tag gilt im Dachstein Salzkammergut als „Liebstatt-Sonntag“ und hat seine Wurzeln im 17. Jahrhundert.
Zum Liebstatt-Sonntag kauften die verliebten Burschen – manchmal heimlich – ein Lebkuchenherz für ihre Angebeteten. Dann kam die Mutprobe: Nahm das Mädel das Herz an, so war dies der erste Schritt zur Verlobung und späteren Heirat.
Auch Paula erhielt an diesem besagten Fastensonntag ein duftendes Lebkuchenherz von einem jungen Mann. Also machte Paula sich eilig daran, das obligate „Oapakl“ zusammenzustellen. Das „Oapakl“ war die gebräuchliche Antwort von Seiten der Dame. Erhielt der Bursche ein solches Paket, hieß dies „JA ich will“. Ließ die Angebetete Ostern aber vorübergehen ohne den Bräutigam in Spe zu beschenkt, hieß dies: „leider nein.“
Paula packte also ihr „Oapackl“ zusammen – ein großes Taschentuch, darin eingeschlagen 6 Dinge: gefärbte Eier, ein Bindl (Trachtenkrawatte), selbst gestrickte Stutzen, ein Hemd, Tabakbeutel und bestickte Hosenträger. Zu Ostern übergab sie das Paket an ihren Liebsten, um die Abmachung zu fixieren. Der nahm das Oapakl zwar an, lies Paula letztendlich aber doch ohne Ja-Wort zurück. Aus dieser Verlobung und geplanten Hochzeit wurde nichts.
Dennoch ist diese Brauchtumsgeschichte ein wunderschönes Beispiel dafür, wie man sich früher Schritt für Schritt vorantastete. Und Paula? Als sie die Geschichte im fortgeschrittenen Alter ihrer Freundin Ruth Fettinger zum Liebstatt-Sonntag erzählte, schwang wohl ein Hauch Nostalgie mit, aber auch die Erkenntnis: Nicht alles war früher besser 😉
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